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Bordunzithern
Was ist eine Zither?
Eine Zither besteht aus einem Schallkörper und Saiten, die über die ganze Länge des Schallkörpers gespannt sind.
Der Schallkörper kann aus einem Brett oder einem offenen oder geschlossenen Kasten bestehen. Der Kasten kann aus Holz oder Bambus gefertigt sein.
Die Saiten werden aus Eisen- oder Bronzedraht, Darm, Nylon, Leinen oder Seide gefertigt.
Der Ton wird erzeugt, indem die Saiten mit den Fingern gezupft, mit einer Gänsefeder oder einem Plektrum aus Horn, Metall, Plastik oder Bambus angerissen, mit einem Bogen gestrichen, mit einem Stab geschlagen oder mit einer Tangente angedrückt werden.
Es gibt Zithern ohne und mit Bünden (Bundzither). Die Bünde können aus Metalldraht, Holz oder anderen Materialien gefertigt sein. Manchmal sind die Bünde direkt auf dem Schallkörper befestigt, andere Instrumente haben ein Griffbrett (Griffbrettzither) auf dem Schallkörper angebracht; auf diesem Griffbrett befinden sich dann die Bünde.
Die hier vorgestellten Zithern lassen in der Regel nur das Spiel in einer Tonart zu (diatonische Zither). Zusätzliche Bünde, eine zweite Melodiesaite oder verschiebbare Stege erweitern die Möglichkeiten (chromatische Zither).
Man spielt eine Melodie, indem man entweder nacheinander verschiedene Saiten anspielt oder die Melodiesaiten an ihrem linken Ende mit den Fingern, einem Holzstab, einem Glasröhrchen oder mit Hilfe einer Tastaturmechanik verkürzt.
Manche Zithern ermöglichen ein Akkordspiel. Andere haben Bordunsaiten (Bordunzither). Die Bordunsaiten (Begleitsaiten, Freisaiten) unterlegen die Melodie mit einem immer gleich klingenden Bordunton (Grundton).
Als Vorläufer der europäischen Bundzithern vermutet man das Monochord mit einer Saite oder mehreren gleichklingenden Saiten, welches als Theorie-Instrument, als Tongeber für den Gesang und als Musikinstrument genutzt wurde.
Claudius Ptolemaios (ca. 83-161), der in Alexandria lebte, schrieb über den Bau des einsaitigen Kanons (Monochord):
Über die Unbequemlichkeiten beim Gebrauch des Monochordes schrieb er:
Das Monochord im Werdener Psalter (Werden/Ruhr, um 1045) hat einen verschiebbaren Steg. Drei Musiker und zwei Tänzer sind auf der Abbildung zu sehen.
Ein plastisch gestalteter Engel im Kreuzgang (erbaut 1473) des Zisterzienserinnen-Klosters Himmelkron (bei Bayreuth) spielt ein Monochord mit verschiebbarem Steg und Schallloch.
Der Benediktiner Veit Bild gibt in einem Traktat (1514) Hinweise zum Bau des Monochords: Das Brett soll "tenuem"= dünn und "levigatam"= glatt sein. Die Länge soll "pedes tres"= 99cm und die Breite "pedem dimidium"= 16,5cm betragen. Der Tonumfang beträgt zwei Oktaven. Die Saite soll nicht aus Metall, sondern aus "nervis animalium" sein. Die Saite wird mit der linken Hand gegriffen und mit der rechten Hand angeschlagen.
Johann Turmair (Johannes Aventinus) beschreibt in seiner Musicae rudimenta (1516) den Aufbau und die Vorzüge des Monochordes. Eine Abbildung zeigt verschiedene Instrumente mit zwei bzw. drei Saiten, einem geraden Steg und einem Schallloch zur Klangverstärkung. Ein Instrument hat einen offenen Boden.
Ein Monochord mit einem abgerundeten Resonanzkörper, 4 Schalllöchern, einem Wirbelkopf in Form einer Schnecke, einem Stimmwirbel sowie Federkiel und verschiebbarem Steg zeigt der Druck von ca. 1550.
Schmale Bundzithern
Die schmalen Bundzithern haben 3 oder 4 gleichgestimmte Saiten. Der Boden ist offen. Die Bünde sind diatonisch angeordnet und direkt auf der Instrumentendecke angebracht.
... in den Niederlanden/Belgien
Eine Bundzither aus dem Jahre 1608 befindet sich im Gemeentemuseum in Den Haag. Dieses Instrument hat eine Länge von 84,1 cm und ist aus einem Block geschnitten. Der Boden ist offen. Es hat 1 Melodie- und 2 Bordunsaiten über 18 Bünden.
... in Norddeutschland 1620 wird eine Bundzither von Michael Praetorius beschrieben und abgebildet, die er Scheitholt oder Scheidtholtt nennt:
... in Frankreich
Eine Abbildung gibt auch Denise Diderot im Jahre 1777. Hier heißt die Bundzither Buche.
Hummel
Die Hummel (Hommel, Humle, Hümmelke, Noordsche Balk, Vlier...) ist eine Griffbrettzither mit mehreren Bordunsaiten. Sie ist im nordeuropäischen Kulturraum verbreitet. Hummeln verschiedenster Bauart vom 17. bis zum 20. Jahrhundert befinden sich in Museen und in Privatbesitz.
... in Schleswig-Holstein
Einer fast lebensgroßen Stuckfigur von ca. 1698 im Plafond der Halle von Gut Damp an der Ostsee wurde eine echte, etwas beschädigte Hummel in die Hände gegeben. Die Hummel sollte also vor 1698 gespielt worden sein. (Die Spielhaltung ist ungewöhnlich, man hat aus der Zither ein Gamben-ähnliches Instrument gemacht.).
Von der Hallig Langeneß stammt eine Hummel aus dem Jahre 1758. Sie ist im äolischen Modus (a-moll) gestimmt.
Eine Stuckdekoration von 1766 im Saal des Herrenhauses am Domhof in Ratzeburg zeigt eine Hummel mit einem übergehängten Dudelsack.
Der in Burg in Dithmarschen geborene Johann Heinrich Löhmann erinnert sich an die 1830er Jahre, als er einen Musikanten in Dithmarschen hören konnte. Als Begleitinstrument für seinen Gesang spielte dieser eine Hummel:
Johann Georg Kohl lernte eine Hommel auf der Insel Föhr kennen und berichtet darüber im Jahre 1846:
Andreas L. J. Michelsen berichtet im Jahre 1876 von der Insel Föhr:
Zwei Hummeln aus Sylt sind noch erhalten.
Das Friesische Museum in Niebüll besitzt eine (stark beschädigte) Hummel.
Eine Hummel befindet sich im Landesmuseum in Meldorf.
... in Dänemark
Auf Fanø spielte Elizabeth Sørendatter Brinch (1780 - 1858) eine Hummel (humle).
In Hjallese bei Odense besaß Marie Catrine Jørgensen (1794-1865) eine kleine Hummel, die sie mit dem Plektrum spielte.
Maren Jesdatter (1818 - 1906) spielte eine Hummel auf Fanø.
Auf Fanø besaß P. Brinch (um 1915) eine Hummel, die er von seiner Großmutter Maren Brinch geerbt hatte. Er spielte mit Plektrum und Spielstab.
Das Gemälde "Werkstatt eines Bernsteinarbeiters" der deutsch-dänischen Künstlerin Charlotte von Krogh entstand im Jahre 1906 und zeigt ein Interieur auf Fanø (hier ein Ausschnitt). An einem Haken hängt eine halb von einer Tasche verdeckte Hummel.
... in Schweden
In einem Bericht über einen "trolldomsprocesser" in Ockelbo im Jahre 1674 steht:
Eine schwedische Hummel (långspel, långharpa) aus dem Jahre 1701 ist noch erhalten, neben vielen anderen Hummeln in verschiedenen Formen aber meist mit einer Ausbauchung. Um 1770 ist das långspel "recht selten geworden".
... in Flandern
Eine große Hummel von 1,15m Länge, als "Bûche des Flandres" bezeichnet, stammt aus dem Jahre 1793. Viele weitere Hummeln verschiedenster Bauart kommen aus Flandern und den umliegenden Landschaften.
... in Wallonien
Eine Hummel stammt aus dem Jahre 1880.
... in Friesland
Klaas Douwes schrieb 1699:
Dem 1821 in Friesland geborenen Waling Dykstra erzählte der Großvater:
In Ostfriesland wurde eine um 1800 hergestellte Hummel gefunden.
Die Museen in Leeuwarden und Heerenveen in den Niederlanden besitzen Hummeln.
... in den Vierlanden
Über den Winter auf Vierlandens Höfen berichtet Ernst Finder im Jahre 1922:
Das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg besitzt zwei Hummeln aus den Vierlanden.
... in Niedersachsen
In der Landschaft Solling war die Hummel als Hümmelke bekannt. Adolf Hilke baute seine erste Hümmelke ca. 1871 und spielte sie bis ca. 1920 in den Spinnstuben und zu Hause. Eine von ihm gebaute Hümmelke befindet sich noch heute (2015) im Familienbesitz.
Von Erich Kuke wird eine Hümmelke im Jahre 1926 beschrieben:
... in Sachsen
Gustav Klemm erinnert sich im Jahre 1865:
In Reichenau wurden um 1900 Hummeln in Serie angefertigt.
... in Böhmen, Mähren, Schlesien
Das Museum in Zittau besitzt 4 Böhmische Hummeln vom Anfang des 19. Jahrhunderts.
Épinette des Vosges
Die Épinette des Vosges stammt aus den Vogesen (Frankreich). Sie ist eine Griffbrettzither mit mehreren Bordunsaiten. Die Bauform variiert. Sie wird traditionell mit einem Spielstab (Noteur) gespielt.
... in Gérardmer
Seit 1723 ist die Épinette des Vosges aus Gérardmer überliefert.
... im Val d'Ajol
Seit 1730 ist die Épinette des Vosges im Val d'Ajol überliefert. Zwischen 1820 und 1850 unterhielt Dorothée Vançon die Ausflügler mit dem Spiel auf ihrer Épinette des Vosges. Der Wunsch mancher Gäste, ein Instrument mit nach Hause zu nehmen, ermöglichte eine kleine Fabrikation. Dieses Handwerk hat sich bis heute erhalten.
Épinette du Nord
Als Épinette du Nord werden die Griffbrettzithern aus Nordostfrankreich bezeichnet. Die Instrumente stammen aus dem 20. Jahrhundert.
... in Flandern
Aus Flandern stammt die Épinette flamande. Sie wird mit dem Spielstab (noteur) gespielt.
... in Cambrai
Die Zithern aus der Gegend um Cambrai haben größere Abmessungen.
Langeleik
Die Langeleik (Langleik, Langeleg, Langspill, Langleg, Langoleik) hat eine Melodiesaite und drei bis acht Begleitsaiten. Die Bünde sind aus Holz. Die Melodie wird traditionell mit den Fingern der linken Hand abgegriffen. Viele Instrumente aus dem 18./19. Jh. befinden sich in den Museen in Norwegen.
... in Dänemark
In der Rynkeby Kirke auf der Insel Fyn ist ein Engel mit einer Langleg abgebildet. Diese Kalkmalerei stammt aus dem Jahre 1565.
1646 beschreibt Hans Mikkelsen Ravn ein langes, schmales Instrument, das in Dänemark Langleg genannt wird und das einem Monochord ähnelt.
... in Norwegen
In der Einleitung zu seiner 1623 publizierten Sammlung von Psalmen empfiehlt Anders Christensen Arrebo den Gesang zu begleiten mit
Er hatte das Langspil ca. 1619 bei einer Hochzeit in der Nähe von Trondheim gehört.
4 Instrumente von 1669 bis 1675 aus Selbu, Hardanger, Rennebu und Heidal befinden sich in Museen.
Eine Langeleik aus Holt in Südwestnorwegen aus dem Jahre 1704 ist noch erhalten. Sie wurde von M.Karveskurd gebaut.
Eine Langeleik aus dem Saetdal in der Telemark aus dem Jahre 1709 ist noch erhalten.
Hans Strøm berichtet 1762 aus Nordalen in West-Norwegen:
In einer schwedischen Novelle aus dem Jahre 1842 wird die Langleg als Instrument beschrieben, auf dem die Bauernmädchen in der Gebirgsgegend gern spielen und oft mit großer Fertigkeit. Ferner wird ein Liebeslied aus dem Westfjordtal zitiert:
Im Valdres-Tal wird die etwas ausgebauchte Form gebaut und gespielt.
Der englische Reisende William Stanley Jevons schreibt im Jahre 1880 aus Slidre im Valdres-Tal an seine Frau:
Beliebt war das Spiel mit Tanzpuppen (Dokkedans, Dansedukker), die über eine Schnur mit der rechten Hand verbunden waren und sich mit der Hand im Rhythmus der Musik bewegten.
Scherrzither
Die Scherrzither (Kratzzither, Zwecklzither) stammt aus dem Alpenraum.
... im Allgäu
Die Scherrzither aus dem Allgäu hat zwei Melodiesaiten und eine Bordunsaite. Diese werden mit einem Plektrum gespielt. Es werden auch Akkorde gegriffen.
... in Südtirol
Eine Kratzzither von 1675 aus Südtirol ist bekannt.
... in der Steiermark
Peter Rosegger berichtet aus der Zeit um 1850:
Häxeschyt
Aus dem Simmental (Schweiz) ist ein Häxeschyt (Häxeschit) von 1798 erhalten. Es ist aus einem 78,8 cm langen Stück Holz geschnitzt, hat keinen Boden und 11 Holzwirbel.
Raffele
Das Raffele aus Südtirol wurde früher mit zwei Melodie- und mehreren Bordunsaiten gebaut, heute meistens mit drei Melodiesaiten. Es wird mit einem Plektrum geschlagen.
Timbora
Die Timbora ist eine rechteckige Bundzither mit 4-5 Melodie- und 3-4 Bordunsaiten. Zwei Instrumente aus den Jahren 1888 und 1895 sind in Ungarn bekannt.
Citera
Die ungarische Citera gibt es in vielen verschiedenen Bauformen, darunter den langen, schmalen Bundzither-Typ (vályúcitera), der aus einem Stück Holz geschnitzt wurde; die Pferde-Kopf-Citera (kisfejes citera), das ist der bekannteste Bautyp; ferner die ausgebauchte Citera (hasas citera).
Mehrere Instrumente vom ausgehenden 19. Jahrhundert sind von der ungarischen Tischzither, wie sie auch genannt wird, noch erhalten.
In einer ungarischen Volkskunde von 1979 steht:
Bordunske Citre
Die bordunske citre ist eine ausgebauchte Bordunzither.
... in Slowenien
In Slowenien wird die bordunske citre (švrkovnce, plece, špile, drskalce, drsovnca) gespielt.
... in Kroatien
Auch in Kroatien, in der Region Podravine, ist die bordunske citre bekannt.
Ţiteră
Die rumänische Ţiteră (gesprochen: zitera) wird in Avram Iancu (Munţii Apuseni) und in Band (bei Târgu Mureş) gespielt. Das Instrument wird aus Tannenholz gefertigt, die Bauform ähnelt der Citera.
Der Lehrer Nicolae Coroiu aus Avram Iancu erzählt im Jahre 2008:
Im Jahre 2012 hat er 10 SchülerInnen, die er im Ţiteră-Spiel unterrichtet.
Bundzithern in den Appalachen American Zitter
Bordunzithern der nordeuropäischen Einwanderer in Pennsylvania (USA) sind noch erhalten, darunter zwei Instrumente aus den Jahren 1781 und 1788. Viele Instrumente in den verschiedensten Bauformen befinden sich in Museen und Sammlungen in den südlichen Appalachen.
Mountain Dulcimer
Der Plucked Dulcimer, Mountain Dulcimer oder Appalachian Dulcimer stammt aus den südlichen Appalachen (USA).
Der Mountain Dulcimer hat in der Regel 3 Saiten, die erste Saite ist manchmal eine Doppelsaite. Ursprünglich gab es Bünde nur unter der ersten Saite. Bei den neueren Instrumenten sind alle Saiten mit Bünden unterlegt, so daß man auch Akkorde greifen kann. Der Dulcimer läßt sich in begrenztem Umfang auf andere Tonarten und Modi umstimmen.
... in Virginia
Aus dem Jahre 1832 existiert noch ein Appalachian Dulcimer aus Virginia in der typischen Schiffsbauform (Teardrop).
... in Kentucky
Die Sanduhrform (Hourglass) wurde um ca. 1870 in Kentucky entwickelt.
Tennessee Music Box
Die Tennessee Music Box ist eine rechteckige Griffbrettzither aus Tennessee (USA). Die ältesten Instrumente lassen sich um das Jahr 1870 datieren. Manche Spieler haben die Melodiesaiten mit einem Glasröhrchen abgegriffen.
Streichzithern in Europa und in den Appalachen Streichzither
Die Streichzither wird mit einem Bogen gestrichen.
... in Island
Das Langspil wird seit dem 18. Jahrhundert auf Island gespielt. Es hat eine Melodiesaite und zwei bis fünf Bordunsaiten. Die Saiten werden mit einem Bogen gestrichen. Der Daumennagel der linken Hand greift die Melodie ab.
Auf einer Tour durch Island im Sommer 1809 hörte der Engländer William Jackson Hooker typische isländische Musik:
Auf einer Reise durch Island im Jahre 1810 konnte George Steuart Mackenzie mit großem Vergnügen ein ihm unbekanntes Instrument hören:
... in Pennsylvania
Streichzithern der deutschen Einwanderer (Mennoniten) in Pennsylvania (USA) sind noch erhalten.
Joseph Lapp berichtet 1921:
... in Finnland
Die Jousisitra ist eine Streichzither aus Finnland. Sie hat eine Melodiesaite über 14 Bünden aus Holz und eine Bordunsaite. Die Drahtsaiten werden mit einem Bogen gestrichen. Das Instrument wird aus einem Stück Holz (Erle) geschnitzt und hat eine Länge von ca. 74 cm. 4 Instrumente befinden sich in Museen.
Stab- und Wölbbrettzithern in Asien
Stabzither
Bei der Stabzither sind die Saiten über einem geraden Stab gespannt.
... in Indien
Ramamatya beschreibt im Jahre 1550 die verschiedenen Bauarten der Rudra Veena. Die Rudra Veena (Rudra Vina, Rudra Veena, Been, Bin) ist eine Rundstabzither mit einem Rohr aus Bambus als Instrumentenkörper. Sie hat zur Klangverstärkung zwei Kürbisse als Resonatoren angehängt. Sie hat 4 Melodie- und 3 Begleitsaiten (sruti). Die Bünde sind chromatisch (fest) oder diatonisch (verschiebbar) angeordnet. Der Steg ist kastenförmig. Das Instrument wird über die linke Schulter gelegt.
Die Kairata Vina (Kairâta-vînâ) ist eine Stabzither aus Nordindien mit 3-4 Melodie- und 1-2 Bordunsaiten, es gibt auch Instrumente ohne Begleitsaiten. Sie hat 4-7 Bünde, selten mehr. Am unteren Ende des Bambusrohres ist ein Kürbis zur Klangverstärkung angehängt.
Die Magadi Vina ist eine Rundstabzither aus Indien. Der Stab besteht aus Bambus. Das Instrument hat Bünde in diatonischer Anordnung. Ferner eine Melodie- und zwei Bordunsaiten. Vor dem Steg befindet sich ein Schalloch.
Die Jenggurangrai ist eine Rundstabzither, gespielt von den Musikern aus dem Stamme der Sora in Ostindien. Sie hat eine Melodiesaite, die über 5 Bünde läuft und eine Bordunsaite. Ein Kürbis dient der Klangverstärkung. Das Instrument wird über die linke Schulter gelegt.
In Bengalen ist seit dem 19.Jh. die Ranjani-Vina (Bin-Sitar) bekannt. Diese Stabzither hat 2 Melodiesaiten, 2 Bordunsaiten und 2 kurze Saiten (chikari). Die Saiten laufen über 16 verschiebbare Messingbünde. Zwei Kürbisse dienen der Klangverstärkung.
... in Afrika
Die zenze (nzenze, zeze) ist eine Stabzither aus dem Osten Zentralafrikas. Das Instrument hat zwei Melodiesaiten, die über 3 Bünde laufen und eine Bordunsaite. Eine halbe Kalebasse verstärkt den Klang.
Auf Madagaskar wird die Lokanga Voatavo gespielt, die der zenze ähnelt.
Kŏmun'go
Das Kŏmun'go (Geomun'go, hyŏnhakkum) ist eine 6-saitige Wölbbrettzither aus Korea. Die Saiten sind aus gedrehter Seide. Die drei mittleren Saiten (davon 2 Melodiesaiten) laufen über16 Bünde, drei Begleitsaiten über bewegliche Stege. Die rechte Hand zupft oder schlägt die Saiten mit einem kurzen Bambusstab an. Die Instrumente sind ca. 160-170 cm lang. Eine kürzere Bauform ist in der Volksmusik gebräuchlich.
Eine Wandmalerei aus dem 6. Jahrhundert in der südlichen Mandschurei, die zu dieser Zeit ein Teil des koreanischen Königreiches Goguryeo war, zeigt eine Wölbbrettzither mit Bünden in der noch heute in Korea gebräuchlichen Form und Spielweise.
In einer Handschrift aus dem Jahre 1145 wird es Schwarzer-Kranich-Zither (Hyŏnhakkum) genannt.
Ein Instrument (Takyeonggeum) aus dem Jahre 1490 ist noch erhalten. Ein Musiktraktat (Akhak kwebŏm) aus dem Jahre 1493 beschreibt das Kŏmun'go ausführlich. Bis zu jener Zeit griffen die Kŏmun'go-Spieler die Saiten mit der linken Hand nur leicht ab, ohne sie - wie in der heutigen Spielpraxis (Yokanpŏp) - schiebend oder ziehend zu drücken.
Ein Holzblockdruck aus dem Jahre 1572 (Geumbo) gibt eine Spielanleitung und zeigt die Benennung der einzelnen Instrumenten-Teile.
Sangenkin
... in Japan
Das Sangenkin (San-gen-kin) ist eine Halbröhrenzither aus Japan. Es wird aus einem aufgeschnittenen Bambusrohr oder aus Holz gefertigt. Es hat Griffmarken, die unter der Melodiesaite eingesetzt sind und 2 Begleitsaiten. Das Instrument ist ca. 100 cm lang.
Zithern mit Tastatur Tastenzither
Tastenzithern sind Griffbrettzithern mit einer Tastenmechanik.
Die linke Hand drückt mit den Tasten der Metallhebel die Saiten neben die Bünde auf das Griffbrett. Die rechte Hand schlägt die Saiten mit einem Plektrum.
... in Japan
Das Taishokoto stammt aus Japan. Es kann mit oder ohne Bordunsaiten bestellt werden.
... in Indien
Das Bulbul Tarang (Bulbul Tara, Banjo) stammt aus Indien. Die Anzahl der Melodie- und der Bordunsaiten variiert.
... in Balochistan
1919 wurde in Balochistan das Benju entwickelt, mit einer ähnlichen Mechanik, aber einem größeren Tonumfang.
Zithern für die Bordunbegleitung
Mit manchen Zithern wird eine rhythmische Bordunbegleitung erzeugt. Eine Melodie wird damit nicht gespielt.
Schlagbordun
Der Schlagbordun ist eine Kastenzither. Die Saiten des Schlagbordun werden mit einem Schlegel angeschlagen.
... in China
Die Zhu ist ein Schlagbordun aus China. Ein Instrument wurde in einem Grab aus dem Jahre 433 v.Zt. gefunden. Es hatte 5 Saiten und ist 115 cm lang.
In einem Text von ca. 480-280 v.Zt. steht, daß alle Einwohner der Stadt Linzi die Zhu-Zither schlagen können.
Ein fabelhaftes Wesen auf einer Lackarbeit von ca. 168 v.Zt. schlägt eine Zhu mit einem Stäbchen.
Eine Abbildung aus der Han-Zeit (200 v.Zt.-200) zeigt eine Szene mit drei Musikern, einer schlägt eine Zhu, einem Tänzer und einem Akrobaten.
Im Jahre 196 gab der Fürst Gaozu (Liu Bang) auf einer Reise ein Fest im Palast von Pei und
Ein Text von ca. 740-785 beschreibt die Zhu als Instrument, welches mit einem Bambusstab geschlagen wird.
Eine Zeichnung von ca. 600-1200 zeigt ein Ensemble, in dem eine Musikerin eine siebensaitige Zither im linken Arm trägt. Ihre rechte Hand schlägt mit einem Stäbchen auf die Saiten.
Der Schlagbordun ist in Europa unter vielen Namen bekannt. Er wird meistens über die linke Schulter gelegt und von der linken Hand gehalten. Größere Instrumente werden auf einem Fuß abgelegt.
... in Deutschland Saitentambourin
... in Dänemark Slaghumle
... in Frankreich Tambour à cordes
... in Ungarn Gardon
... in Schweden Slaglira.
Manchmal wird der Schlagbordun mit einem Band umgebunden und zusammen mit der Einhandflöte gespielt:
... im Baskenland TTUN-TTUN
... in Portugal Chicotén
... in Italien Buttafuoco.
Tambura
Die Tambura (tamboura, tāmbūr, tanpūr) ist eine Stabzither, deren Saite(n) mit den Fingern gezupft, aber nicht abgegriffen werden.
... in Indien
Eine Wandmalerei aus dem Jahre 475 über dem Eingang von Höhle 17 in Ajanta zeigt einen Sänger, der von Musikanten begleitet wird. Der linke Musiker hält eine Tambura in der rechten Hand. Die Stabzither hat einen flachen Resonator am oberen Ende des Stabes. Ein Finger der linken Hand zupft die Saite.
Die Tambura im Punjab/Nordwestindien wird Sursota (Bordunstab) genannt.
Musikbogen
Der Musikbogen besteht aus einer Saite, die über einem biegsamen Rundstab gespannt ist. Der Ton wird von einem Resonator (Mundhöhle, Kalebasse) verstärkt. Mit einem Stäbchen (Schlegel) schlägt man auf die Saite. Der Rundstab mit einer befestigten Kalebasse als Resonator wird Kalebassenbogen genannt.
Kalebassenbogen
Der ca. 2,36m lange Kalebassenbogen der Sukuma in Ostafrika hat am oberen Ende einen zusätzlichen kleinen Resonanzkörper.
In Obervolta, Norddahomay und Ghana werden Klappern am Holz des Musikbogens befestigt.
Peter Kolb beschreibt in einem Reisebericht aus dem Jahre 1719 den Musikbogen der Khoi-Khoi in Angola:
In der Provinz Muxiku in Angola kennt man den Kalebassenbogen mit einem zusätzlichen Steg aus geschnitztem Holz.
... in Brasilien
In Brasilien gibt es seit dem 19.Jh. das Berimbau (berimbau de barriga), einen Kalebassenbogen. Es ist das führende Musikinstrument beim Capoeira. Der Spieler hält in der rechten Hand außer dem Schlagstäbchen noch eine Rassel. Die linke Hand hält das Instrument und einen Stein oder ein Geldstück, um die Saite zu verkürzen.
Im Bambusdickicht saß ich ganz allein. Hütte im Bambushain von Wang-Wei (698-759) Kurzgedicht aus dem Zyklus Wang-ch'uan chi | Autor: Rainer Guthke rainer-guthke (at) t-online.de
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